Norditalien. 13-15 September 2020


image-1

1. Etappe: Bellinzona - San Giulio

Samstag, 12.9.2020 Nicht nur die Fussball EM und die Olympiade fielen in diesem Jahr dem Virus zum Opfer, auch unsere heissgeliebte Frühjahrstour. Umso schöner, ergab sich im Spätsommer ein fast coronafreies Zeitfenster über das Knabenschiessenwochenende und drei Unentwegte machten sich sogleich auf den Weg Richtung Italien, um verpasstes nachzuholen. Wir stiegen in Bellinzona aufs Rad und fuhren locker pedalend via Sementina, Gudo und Locarno ins Maggiatal, wo wir zur Mittagszeit Intragna erreichten. Dort erwartete uns der erste nennenswerte und sogleich ruppige Anstieg. Im Dorf schien alles verwaist, als hätte das Virus die Touristen weggefegt. An der Kantonsstrasse fanden wir schliesslich im Ristorante Campanileeine ausgezeichnete Küche, so dass der Ärger über die ansteigende Strasse vergessen ging. Am Nachmittag ging es bei schönstem Sommerwetter durch das sich langsam öffnende Centovalli. Kurz nach der Staatsgrenze in Re staunten wir über den sämtliche Taldimensionen sprengenden Dom und fragten uns als historische Banausen, wie es wohl zu diesem Bau gekommen sein mag. Via Domodossola und Gravellona Toce erreichten wir am späten Nachmittag den Lago d‘Orta. In Orta San Giulio suchten wir ein Hotel und staunten nicht schlecht, als wir drei verschwitzten und abgekämpften Gestalten uns inmitten einer Hochzeitsgesellschaft wiederfanden, die soeben das anvisierte Hotel verliess. Die Hoffnung auf ein rasches Zimmer verflog ob der gewaltigen Menge Gäste doch wir hatten nicht mit der überaus dienstleitungsorientierten Concierge gerechnet. Diese bahnte sich den Weg durch die Feiernden zu uns, verwöhnte uns sogleich mit einer kleinen Stärkung und hatte auch noch ein passendes Zimmer für uns bereit. So konnten wir uns frisch machen und hatten noch genug Energie, uns abends in den Touristentrubel von San Giulio zu stürzen. Mit Glück fanden wir ein Restaurant und beschlossen den Abend mit Wein und Pizza. 130Km-1300Hm

2. Etappe: San Guilio - Como

Sonntag, 13.9.2020 Als moderne Zeitgenossen und den digitalen Errungenschaften nicht abgeneigt, haben zwei der drei fahrenden die Routen per App geplant und akribisch darauf geachtet, dem Strassenverkehr und den bösen Autos möglichst auszuweichen. So bogen wir oberhalb San Giulio sogleich rechts ins Unterholz und erfreuten uns einer einsamen über 20%igen Steigung! Der nachfolgende Entschluss war wegweisend. Die App mit samt ihrem Ausgabegerät verschwanden im Rucksack und fortan fuhren wir Strasse. Es fühlte sich an wie im Vorcomputerzeitalter und es war wunderbar. Das Gruppetto benötigte zwar etwas Übung im führerlosen Dasein und der ein oder andere Mitfahrer ging vorübergehend verloren, doch dank der Technik des Telefonierens fand man bald wieder glücklich zueinander. Neu sortiert verliessen wir alsbald das Piemont und überquerten den Ticino südlich des Lago Maggiore zur Lombardei. Am Lago di Comabbio fanden wir in Varano Borghi das Ristorante Europa, wo wir vorzüglich zu Mittag assen. Beim anschliessenden Power nap im angrenzende Park schlummerte ein Fahrer in Sekunden, der zweite wurde von Mücken malträtiert und der dritte vertrieb sich ungeduldig wartend die Zeit, bis seine schwächelnden Mitfahrer ihr Altherrenritual bald hinter sich gebracht hatten. Via Lago di Monate, Parco Naturale Regionale Campo dei Fiori und Varese erreichten wir nach etlichen ungeplanten Zusatzhöhenmetern Como. Auf der Piazza angekommen buchten wir bei Bier und Crodino rasch ein Zimmer via Internet. Beim Aufsuchen der Unterkunft stellten wir jedoch fest, dass es diese nur noch auf Booking.com gab, leider nicht mehr in Natura. Nach dieser Verwirrung fanden wir alternativ rasch ein schönes Hotel in der Nähe des Lago. Das später ausgewählte Restaurant am See war vielversprechend. Es war das Einzige mit freien Plätzen an diesem schönen Samstagabend. Die eilig bestellten Getränke gingen sogleich vergessen und ein Grossteil der Speisen war entweder nicht verfügbar oder zu teuer. So stellten wir fest, dass Habitus und Lage nicht gleichbedeutend sind mit Qualität. L'antica Riva Restaurant Hospitality Como. Das anschliessende Glace vom Stand und die abendlichen Lichter der Stadt und die spätsommerliche Wärme entschädigten für diesen Fehlgriff. 120Km-1250Hm

3. Etappe: Como - Bellinzona

Montag, 14.9.2020 Nach dem Frühstück, dem obligatorischen Apothekenbesuch eines Mitfahrenden und dem ultimativen Heimat-adé-Espresso fuhren wir bei Chiasso über die Grenze zurück ins Tessin. Via Melide und einer Stärkung am Mittag beendeten wir unsere Tour nach dem alten Ceneri in Bellinzona. Dort stärkten wir uns mit einer feinen Glace aus der „besten“ Gelateria nördlich der italienischen Grenze (Gelateria Veneta Bellinzona dal 2003) und beendeten unsere Tour unfallfrei, fröhlich und mit Lust auf mehr. 80Km-840Hm



Ciao, a presto! Verfasser: Wolfgang Fölling 2020